Lena Sontheimer
sie kommt aus der freude.
Geboren 1988 in Engen
2010 bis 2018 Eurythmie- und Bühnenausbildung in der Camphill Eurythmy School, Botton Village/England und am Eurythmeum Stuttgart
Seit 2021 als Dozentin in der Eurythmieausbildung tätig
Als ich nach der Schule in einer englischen Camphilleinrichtung zu arbeiten begann, wusste ich noch gar nichts von der Eurythmie. Ich habe sie erst dort kennengelernt und gleich ein Studium begonnen bei Rita Kort in Bottom Village. Aber dann hat sich der Kurs so verkleinert, dass ich das Studium nicht mehr weiterführen konnte. Rita hat mich dann nach Stuttgart geschickt… Die Studenten in meinem neuen Kurs waren alle so jung!
Das Studentenleben am Eurythmeum hat mich nachhaltig beeindruckt. Auch das Programm „Zeichen an der Sonne“, was ich damals erleben durfte – dass die Eurythmie so groß, so modern sein kann! Mir wurde plötzlich klar – das ist eine Weltkunst. Die Bühne hier hat diesen Anspruch, sie in die Welt zu tragen, Und das spiegelt sich auch im Studium. Das ist sehr grundlegend. Es wird geschöpft aus der großen Geschichte, und der Tradition des Ensembles. Manchmal bekommt man dabei das Gefühl: „Dem werde ich nie gerecht!“… Man muss einen Weg finden, damit umzugehen, mit all dem, was hier schon war, das in den Wänden des Hauses lebt. Aber wenn man das schafft, ist es auch sehr inspirierend, bekräftigend und befeuernd, mit den großen Idealen zu leben.
Eurythmie hat für mich immer mit dem Verbinden zu tun, mit dem Sinnlichen und Übersinnlichen, mit dem Geistigen und dem Stofflichen an mir und in mir. Was lebt in einem Stück, und was lebt davon in mir… was lebt zwischen uns als Individuen, wenn wir Eurythmie machen: etwas Verbindendes! Es ist, als würde sich etwas erheben. Unser Leib wird erhoben, so wie ein plastischer Künstler die Form, den Stoff erhebt. Manchmal, wenn man Eurythmie sieht, kann man erleben: der Mensch ist so viel MEHR! Da kommt etwas aus dem Geistigen und wird real sichtbar.
Wenn ich unterrichte, möchte ich die Studierenden ermutigen, dass alle Eurythmie aus einer Freude herauskommt. Durch Freude kann man sich gut verbinden. Die Studierenden sollen ein Gefühl dafür bekommen, dass alles, was wir als Menschen zur Verfügung haben, in der Eurythmie ein Gestaltungselement wird, dass alles mit uns, mit unserer Menschlichkeit zu tun hat.
Kunst und Unterricht – beides hat zu tun mit Ehrlichkeit, mit der eigenen Authentizität. Wenn ich vor den Studierenden stehe, sehen sie ja mich – ich kann nicht so tun, als wäre ich jemand anderer. Ich muss eine Art finden, wie ich es ehrlich mache, ich kann niemanden kopieren. Und das gilt auch für die Kunst. Auf der Bühne geht es darum, wie ich das mache, nicht jemand anderer. Ich kann auch Fehler machen, etwas ausprobieren, nachforschen…
Bevor ich damals in England mein Studium begann, habe ich dort eine Aufführung des Zagreber Eurythmie-Ensembles gesehen. Es war auf einer winzig kleinen Bühne – aber ich war bis in die Tiefe berührt. Eine Eurythmistin hat eine Nocturne von Chopin gestaltet – ich sehe sie heute noch mit diesem einen Ton… dann habe ich einen Kurs besucht, der im Camphill angeboten wurde. Wir haben das Wort „Ich“ in verschiedenen Sprachen gestaltet. Ich hatte in der Jugend getanzt und Ballett gemacht – aber das hier, die Laute, das war wirklich real. Und dann hat Eva-Maria Rascher die Farbgesten in der Hand vorgemacht, und ich dachte – okay, das gibt es, dass man das kann…
Zu Stuttgart habe ich ein etwas schwieriges Verhältnis. Ich bin einfach kein Stadtmensch, und werde mich nie an das Stadtleben gewöhnen. Aber es gibt viel Kultur hier, das gefällt mir.
Handarbeiten ist für mich ein wunderbarer Ausgleich. Ich mag es, wenn die Dinge greifbar sind. Man erschafft etwas, man kann es sehen und anfassen, und es bleibt auch da!
Die Anthroposophie ist die „andere Seite“ der Eurythmie, das eine kann es nicht ohne das andere geben. Sie wachsen zusammen, man versteht eins durch das andere.
Meine Vision? Ich würde mir gerne vorstellen, Menschen zu inspirieren durch das, was ich tue – Zuschauer wie Studenten. Das macht mich froh, das Gefühl, dass etwas Sinn macht. Dass etwas „mehr“ da ist, dass man innerlich reicher wird, sich lebendig fühlt – das kann die Eurythmie erreichen, beim Zuschauen und beim Tun – und sogar beim Drübernachdenken!